follow me into the hole to enter dystopia wonderland

plötzlich sprang Pauline auf & sagte:

wir sind nicht nur in der zeit stehengeblieben, Jeanne, wir sind auch z u r üc k g e g a n g e n, wir sind in diese hütte abgestiegen wie in eine zeitkapsel, haben uns vom festland getrennt, sind in diese einsame insel gezogen, in uns Jeanne, wir sind einfach in uns e i n g e z o g e n, im zenit der individualität begriffen, & haben der restlichen welt den rücken gekehrt, wir haben sie verlassen, wir tun so, als würde sie nicht existieren, als wäre die scheiße nicht ein weiteres mal passiert, nein, uns ist ja gar nichts passiert, uns ging es irgendwie gut, wir hatten geld, nicht unbedingt viel aber ausreichend um im restaurant zu essen, um drinks zu trinken, um uns gras zu kaufen, ab und zu koks und mdma, um in clubs zu gehen und tagsüber ins café, um uns bücher zu kaufen & streamingdienste zu abonnieren, wir hatten auch zeit, zeit ins kino zu gehen, im sommer mit dem tretboot über den kanal zu fahren, auf den balkonen unserer freunde zu sitzen, bier zu trinken & über die heikle politische lage zu diskutieren, wir diskutierten ja wirklich viel, wir sprachen darüber, wir schrieben auf der suche nach verbündeten gesellschaftskritische tweets & ausführliche facebook-kommentare über unsere politischen positionen, über unsere wahrnehmungen der gegenwart, äusserten unsere meinungen zum geschehen, unsere ängste und hoffnungen, wir stritten uns auch, mit freunden genauso wie mit fremden, im internet, überall aber all das, das sein auf der einen seite und das wollen auf der anderen, diese seltsame verständnislosigkeit: wie kann es sein, dass uns das wieder & wieder passiert, dass wir keine solidargemeinschaft sind, dass wir, uns selbst ins neoliberale korsette gezwängt, in das äußerste menschliche grauen blicken, ins totale versagen des miteinanders, wie können wir da nicht als wahnsinnige durch die straßen rennend uns die seele aus dem leib schreien, nein, wir halten es nicht aus, wir halten uns nicht aus, also träumen wir vom inneren exil, wir träumen vom wahren einer facette zur tarnung der inneren rebellion, wir lassen unseren widerstand nur partiell entweichen, kontrolliert auf friedlichen demonstrationen, mit der ankündigung, im öffentlichen raum aufmerksamer zu sein für solidarische akte, im bemühen um mehr umsichtigkeit, aber nichts von alle dem heilte die wunde, die frühen anzeichen nicht gesehen zu haben, längst zu spät zu sein, die maschinerie war am laufen, alles wiederholte sich, wir haben versagt, Jeanne, wir haben versagt, wir sind teil dieser zivilisierten menschheit, die sich selbst so sehr hasst, dass sie sich immer und immer wieder zerfrisst & an den gebeinen, die im hals stecken bleiben, elendig erstickt, das sind wir Jeanne, widerlich & erbärmlich, wie wir sind, haben wir uns in dieses domizil versteckt, unsere kleine zeitmaschine, in der wir sitzen & bücher lesen, unsere gedanken aufschreiben, unsere philosophien austauschen & unsere künste, es ist hübsch & gemütlich, niemand stört uns in unserem verdrängen, endlich haben wir unsere ruhe von all dem, endlich sind wir frei davon, frei, Jeanne, endlich sind wir frei.

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Kampf oder Flucht

Ich weiß nichts von Flucht, obgleich ich in flüchtiger Unachtsamkeit als Dauerhaftes ins Unstete geboren wurde. Aus dem Leib einer Mutter, die vor lauter Ärzteflucht beinahe verblutet wäre in diesem Sozialismus. Sie wollte in eine Beziehung flüchten; mein Vater in bessere Verhältnisse. Es passte. In Georgien waren wir die Deutschen, in Israel die Georgier in Deutschland die Juden. In Deutschland die Juden. Als mich David heute fragte, ob ich in seinem Video über das jüdische Café in der Raumerstraße auftreten könnte, war mein erster Gedanke, dass ich den darauffolgenden Antisemitismus auf meiner Timeline nicht ertragen werde. Dass ich schwach bin. Dass ich mich mehr und mehr zurückgezogen hatte. Ob es nicht normal ist, würde ich ihn fragen, irgendwann einfach los zu schreien und nie wieder damit aufzuhören. Wann also hatte es angefangen und was hattest du dagegen gemacht. Es heißt doch immer: Kampf oder Flucht. Dabei denken wir Flucht immer als eine Bewegung von einem Ort zu einem anderen. Es gibt aber auch eine Flucht ins Innere. Zugegeben auch das ist ein Ort und seine Grenzen wogen immerzu zwischen unglaublicher Nähe und unglaublicher Ferne, sind manchmal gar luzide, manchmal dicht geschnürt. Wenn sich das Ich ins Innere flüchtet, zieht es sich ganz und gar zusammen, so sehr, bis es keinen Raum mehr einnimmt, keine Zeit mehr verdrängt: Stillstand. Wann also hatte es angefangen und was hattest du dagegen gemacht. Ich bin stillgestanden, würde ich ihm antworten. Ich habe die Hashtags gemutet und ein paar Accounts stummgeschaltet, ich habe keine Artikel mehr angeklickt und bin allen Zeitungen entfogt, ich habe die WhatsApp-Gruppen-Chats nicht mehr gelesen. Ich habe mich nicht in deinem Video gezeigt.

Ben schreibt auf OkC „The most private thing I’m willing to admit: I sometimes doubt humanity“ ich antworte ihm: Guess thats pretty normal these times. Auf mein „The most private thing I’m willing to admit: Most of the time I’m feeiling disconnected“ antwortet er: That’s wonderfully honest and direct.

Aber ich kann deine Frage einfach nicht vergessen: Wann also hatte es angefangen und was hattest du dagegen gemacht. Du hattest sie ja erst viel später gestellt, als ich schon längst wusste, was passieren wird. Während dieser langen Zeit meines Still-stehens habe ich nie über Flucht nachgedacht. Ich dachte, so viel Vergangenheit kann gar nicht Gegenwart werden. So wie man einfach Zigaretten raucht ohne an die Zukunft zu denken. Ich weiß also nicht, wie es heute im volljährigen 21. Jh. möglich ist, Unfreiheit zu fordern. Sich selbst die Fesseln einer Nation anzulegen. Heinrich Böll nannte sie Wölfe. Ich nenne sie Blaumiesen, weil sie mich an den Yellow Submarine Film erinnern.

Wenn du schon solche Fragen stellst, dann möchte ich von dir wissen, welcher Ort besser ist. Ob nicht jeder Ort gleichsam ein Vermissen aller anderen Orte ist. Dass man eben nicht vergessen kann, egal wo man hingeht. Dass die Nachbilder für immer bleiben. Eingebrannte Desktop-Schimmer in Tymons Augen, während wir den Kanal entlang spazieren und er mir erzählt, dass er nach Talin ziehen wird. Ich nicke. Ich zähle im Kopf seine restlichen Tage durch, ein paar sind es noch, das beruhigt mich. Ich behaupte, ich könnte ja für ein paar Monate nach Wien gehen oder nach Prag, ich hätte schon immer mal in Prag leben wollen. Ob das nicht viel zu viel Distanz ist, hätte ich ihn fragen sollen, so ganz allgemein, sich in Worten verstecken und glauben, man würde eine Sprache sprechen. Wir sind noch eine Weile still nebeneinander her gelaufen. Das war schön.

Wenn man einmal in sich gegangen ist, scheint es keinen Weg vorwärts zu geben – oder wie sollte ich vorwärtsgehen in die Hashtags und Clickbaits. Wie sollte ich vorwärtsgehen in diese Sprache, so sehr ver-gangen, also in die falsche Richtung gegangen oder über die eigenen Füße gestolpert, als könne man nicht in verschiedene Richtungen gleichzeitig gehen. Jetzt siehst du, dass es keinen Weg vorwärts gab.

Weißt du, wenn man die Deutschen fragt, was ihre Großeltern im Nationalsozialismus gemacht haben, dann behaupten 95 %, ihre Familie bestünde aus Widerstandskämpfern. Das stand in einer Studie aber ich finde sie gerade nicht. Ich google „Behauptung Widerstandskämpfer NS Zeit“ aber da kommen nur Wikipedia-Artikel und es langweilt mich, sie mir genauer anzuschauen – ich weiß das doch alles. Ich weiß es doch. Ich hab doch einen Körper, eine Haut, ich spüre sie doch die Stimmen und Blicke, ich nehme doch Raum ein, ich bin doch da.

Das Problem ist doch, dass wir keine Flucht aus der Vergangenheit erzählen können. Denn so lange es die Flucht in der Gegenwart gibt, ist sie mehr als ein flüchtiger Augenblick, als das rasche durchklicken einiger Tweets, ein wenig Empören, ein paar Beleidigungen, ist das jetzt schon der Shistorm. Danke, denke ich, dass ihr mich damals aus dem Sozialismus gerettet habt, dass ich nicht von der israelischen Armee eingezogen wurde. Zum Glück ist meine Mutter damals im Krankenhaus nicht verblutet. Damit ich jetzt sein kann. In diesem 2018, konfrontiert mit der Frage, ob es schlimmer ist, als das 2017 oder das wirklich schlimme 2016. „Leute es ist 2018“ lese ich immer wieder auf Twitter. Ja! Ich weiß! Und trotzdem weiß ich nichts über Flucht. Stattdessen denke ich an meine georgische Oma. In ein paar Jahren wird sie tot sein. Ich sollte sie vielleicht noch mal besuchen.


Text aus 19 Tweets für ##penmarathon & auf Soundcloud

Kampf oder Flucht

Etwas, das Julia heißt

Wenn ich mich nicht mit Fernsehserien ausknocke, dann mit Drogen und Julia lacht ein wenig, während sie die Worte eintippt, aber nur im Kopf – es ist kein lautes Lachen, keines welches die Schwelle der Lippen überschreitet und im Rachenraum Resonanz erfährt, sondern nur der Gedanke an ein Lachen, der Gedanke daran, dass ihre Worte amüsant waren, frech, witzig, dass er vielleicht lachen würde, wenn sie ihm schrieb, dass sie heute Morgen um 11 den ersten Joint geraucht hatte und ihm nur deshalb überhaupt jetzt schreiben könne, dass sie ihm nur schreiben könne, weil sie noch high war und sie hoffte sehr, er würde lachen oder lächeln, vielleicht auch einfach aus Freude, lächeln aus Freude darüber, dass sie ihm geschrieben hatte.

Heute genau ist es eine Woche her. Und ich weiß einfach nicht, was normal ist – ich habe den normalen Verlauf der Zeit vergessen, tippt sie weiter in das Chatfenster, oder vielleicht habe ich auch nur die Reihenfolge vergessen, die Abfolge der Dinge oder Ereignisse – ich weiß vielleicht einfach nicht mehr, was die richtige Reihenfolge ist, welche Parameter ich in diesem Spiel, oder Moment – ich will es nicht Spiel nennen, sagen wir: Begegnung; also welche Parameter ich bei dieser Begegnung einzuhalten habe, wer ich sein soll zwischen uns, in uns, oder eben als uns. Hier hält sie inne. Ihr normaler Impuls war, solch eine Aussage mit einem Verstehst du mich? zu versehen. Oder eher einem Verstehst du das? oder noch besser Verstehst du Punkt – ohne Fragezeichen. Aber für eine Sekunde lang begriff sie, dass das albern war, dass diese Frage oder Aussage viel zu simpel ist für all das, was dem vorangegangen war und dass diese Frage oder Aussage ganz zum Schluss nur darin eine Funktion fand, alles Vorangegangene gänzlich in Frage zu stellen, sie sollte eine gewisse Sicherheit bringen, die Sicherheit, nicht ganz wahnsinnig zu sein oder sich in diesem sanften Wahnsinn wie hinter einem Schutzwall verstecken zu können. Also verzichtete sie auf diese Frage.

Dann dachte sie an die Fernsehserien und dass viel zu wenige davon produziert wurden und dass die Produktion insgesamt viel zu langsam voranging, wenn Julia zumeist bis zu einem Jahr warten musste, bis eine neue Staffel ausgestrahlt werden konnte und dass das Leben so eben nicht funktioniere, jenes wartet nicht ein Jahr, bis es endlich weiter gehen konnte und was machen die ganzen Figuren in dieser entsetzlich langen Zeit, was erleben sie, welche Probleme und Erfahrungen treiben sie um – ich will das doch wissen, ich muss es wissen, ich bin doch jetzt ein Teil davon, ich gehöre dazu, das sind meine Freunde, meine Familie, meine Leiden, meine Erfahrungen, meine Sprache, mein Denken, mein Leben. Das ist mein Leben. Das kann nicht ein ganzes Jahr auf die nächste Staffel warten.

Und ich weiß doch auch nicht, warum mir das schon wieder so viel bedeutet, obwohl kaum etwas passiert ist – wir haben uns ja nur ineinander verschlungen und du hast ein paar mal meinen Hals gewürgt, bevor du ihn geküsst hast und wir haben unsere Körper so fest gedrückt, dass es den Anschein hatte, wir würden jeweils im Anderen verschwinden wollen. Mehr war da nicht. Und wir haben ja letztlich beide auch wieder losgelassen. Verstehst du. Und loslassen bedeutet, dass es vorbei ist. Fin. Mein Körper ist zurückgeschnellt in seine Ausgangsposition, auch wenn du dir viel Mühe gegeben hast, ihn zu entrücken, mit deinem ganzen Körper hast du dagegen gehalten, auch wenn sich das ganz leicht angefühlt hat, wenn es leicht war, mich auszuweichen, wenn sich alle meine Poren geöffnet haben, auch wenn es einfach war, uns zu vermischen – so bin ich jetzt doch ganz geblieben, letztlich, so bin ich jetzt doch hier und du dort und die einzige Verbindung ist die Nachricht, die ich gerade in das Chatfenster tippe mit der Frage, warum du dazu nichts zu sagen hast.

Aber Julia schrieb das alles nicht auf. Sie verzichtete auch auf das Verstehst du und auf den Punkt. Das reicht, dachte sie. Das ist genug von mir. Es reicht ja, wenn er lächelt, z.B. wenn er jetzt nur eben meinen Namen über den Display huschen sieht. Ein zartes Lächeln würde mir genügen, so dieser Moment: Schön, dass sie da ist. Aber Julia schüttelte den Kopf. Ich wollte ja niemals die Frau von irgendwem sein. Ich wollte immer Ich sein und manchmal spüre ich mich mehr, wenn da noch ein Anderer ist, einer, der sich so dagegen lehnt, hinein lehnt und die Grenzen absucht, die Wände absucht, kontrolliert, wo die Widerstände sind. Dann spüre ich mich mehr. Dann realisiere ich plötzlich, dass ich ja da bin – dass es mich wirklich gibt, dass da etwas ist, etwas das Raum einnimmt, das Sauerstoff verdrängt, um das man Möbel platzieren kann, Bücher und eine Wohnung, um das man ein Leben anordnen kann. Dann atme ich einmal tief durch. Also etwas, das Julia heißt.

Etwas, das Julia heißt

Setz dich auf meinen Schoß!

„Setz dich auf meinen Schoß!“ – „Nein!“ – „Setz dich auf meinen Schoß!“ – „Nein!“ – „Setzt dich auf meinen Schoß!“ – „Befehl mir das nicht!“ – „Setzt dich auf meinen Schoß!“ – „Nein!“ – „Setzt dich auf meinen Schoß!“ – „Nein! – „Setz dich auf meinen Schoß!“ – „Nein! Nicht so.“ – „Setz dich auf meinen Schoß!“ – „Nein!“ – „Setz dich auf meinen Schoß!“ – „Vielleicht wenn du mich 100 Mal darum bittest.“ – „Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß! Setz dich auf meinen Schoß!“

Setz dich auf meinen Schoß!

Unsere Liebe sind Sammlungen Screenshots

»Ich will deine Muse sein.«
»Screenshot!«

Bildschirmfoto 2015-07-14 um 14.27.36Dadurch entstehen seltsame Bilder – z.B. durch Glas oder durch ein Prisma. Ich für meinen Teil finde das natürliche Geräusch von Kindern viel schlimmer, als das Rauschen der vorbeifahrenden Züge. Ausgesprochen tut es mir schon wieder ein wenig leid – der seltsam verstohlene Blick. „Das kommt noch.“ meint er. Ich schüttle den Kopf. Ich bin optisch wahrscheinlich kein Mensch. Ich habe einen krummen Rücken vom Tippen und zerkaute Fingernägel vom Denken.

Bildschirmfoto 2015-07-14 um 14.41.34Ich kann dem nichts mehr hinzufügen. Es ist ganz einfach: So wie du willst, werde ich nie sein können. Sie nickt. Sie nickt, obgleich sie es nicht versteht. Würde sie es verstehen, würde sie gehen. Stattdessen nickt sie nur und ihr Nicken quält mich. Jetzt ist kurz Ruhe.

Bildschirmfoto 2015-07-14 um 14.47.52Aber in ein paar Tagen werde ich wieder etwas nicht richtig machen. Dann werde ich nicht zugehört haben oder nicht rechtzeitig geantwortet oder ich werde nicht aufmerksam gewesen sein, nicht fürsorglich oder verständnisvoll. […] Es interessiert mich nicht. Ich will meine Ruhe. These: In einer Beziehung sucht die Frau eher die Reibung und der Mann die Harmonie.

seele
»Entschuldigung!« –
»Wofür?« –
»Dafür, dass ich bin, wie ich bin.« –
»Jeder Mensch müsste das eigentlich sagen.« –
»Ja. Jeder Mensch ist eine Zumutung.« –
»Statt: Ich liebe dich! Sollten wir besser: Ich ertrage dich! sagen.«

nichtsDas ist wieder so typisch für dich. Du kaufst die Hasstiraden im Lotterielos. Meine Hand verharrt noch eine Weile in der Luft, nachdem du gehst. Wie lange kann ein Mensch auf einem anderen liegen, bis er ihn erdrückt. Sreenshot.

liebereiss

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Orbanität/Abszess: Wegmarken

Den nachfolgenden Text habe ich speziell für den Orbanitätskatersalon vom 08.05.2015 verfasst und live als Performance vorgetragen. Unter der Leitung von Christiane Frohmann bekam das Publikum einen Einblick in entrückte Zeit-Räume und Erfahrungswelten, virtuelle Enträumlichung und subjektive Verortungsphänomene. Hier jetzt ein kleiner Teil davon.


Abszess: Wegmarken

Ich aktualisiere. Ich aktualisiere. Ich aktualisiere. Ich aktualisiere. Ich aktualisiere. Ich aktualisiere. Ich aktualisiere. Ich aktualisiere. Ich aktualisiere.

Ich drücke auf den Knopf – ich aktualisiere.

Refreshing the Page

Es muss doch irgendwas passieren. Es muss doch irgendetwas passiert sein. Ich aktualisiere. Es passieren doch Dinge. Es muss doch irgendetwas passieren. Passieren.

Zum ersten Mal passiert bin ich am 23. Juli 1985 um 21:10 im Kreiskrankenhaus Temeschburg Rumänien. Meine Mutter, die mich hat aus Versehen passieren lassen, wäre bei diesem Vorgang fast ums Leben gekommen, da der Arzt, den mein Großvater zwecks meines baldigen Passierens vorsorglich bestochen hatte, schnellst möglich in den Urlaub passieren wollte. Einige Unachtsamkeiten hätten das endgültige Passierens meiner Mutter aus dieser Welt heraus bedeuten können – dem war nicht so. Glück passiert. Wenige Monate später – sie hatten die Entscheidung schon weit vor meinem Passieren getroffen – passierten sie die Grenzen des Sozialismus in Richtung gelobtes Land: Israel. Usw. Wegmarken meiner Existenz, wenn ich mein Passieren in dieser Welt verorten muss.

Passieren. Es muss doch etwas passieren. Dinge passieren. Menschen. Ich passiere. Jetzt. Ich passiere, wenn ich hier oben auf der Bühne stehe, ins Licht geworfen und mit Glitzer besprüht. Ich passiere, wenn ich auf Aktualisieren drücke – refreshing the page.

Ich passiere, wenn ich so – von einer Seite der Bühne zu anderen schreite, ein bisschen nervös. Nervöses Passieren. Ich passiere, wenn du mich anschaust. Ich passiere, wenn du mich liest. Ich passiere als Immatrikulationsbescheinigung der Universität Heidelberg, als Steueridentifikationsnummer ID14589572039, als Wohnort Wilhelmshavenerstraße 41, 10551 Berlin, als Sarah Berger aka. @milch_honig, als ich kaufe nicht bei H&M ein, weil die Sachen durch Kinderhände passieren, als Frage meines Vaters ob ich jetzt als ein Hipster Berlin passiere, als Abschiedsbrief 13.04.2015, als ja klar kannst du dich an meiner Schulter ausheulen und dann mit meiner besten Freundin vögeln, ich passiere als Idee, als Vorstellung, als Raum, als Opfer, als Zustand, als Melodie, als Milchmädchenrechnung … Ich bin eine Floskel – ein Zeichen – eine Schublade. Ich bin ein Gegenstand. In bin eine Form gepresst auf Fläche. Ich bin Zeit. Ich bin diese Linie gezogen durch Zeit und ausgefranst. Ich bin vergangen.
„Da war es wieder.“ – „Hm?“ – „Da war es wieder.“ – „Was?“ – „Das Geräusch.“ – „Welches Geräusch?“ – „Mein Herz, ich glaube, es ist mein Herz.“
Ich aktualisiere. Ich passiere. All das sind Dinge meines Passierens. Tut mir leid, ich bin wie ich bin, das ist alles. Der Schreibraum wird eng, wenn ich ihn nur über das Ich passiere. Kaum mehr passiert etwas über einen allwissenden Erzähler – eine Figur, die überall gleichzeitig passieren konnte, die sowohl das Geschehen selbst als auch die diversen Ichs und Dus zu durchdringen wusste, deren Innenraum selbst aber kaum zu passieren ist. Das Ich ist immer mehr in den Mittelpunkt des Erzählens gerückt – ein „kleiner“ Schreibraum der zugleich den Innenraum des Erzählten selbst absteckt. Für das Passieren bedeutetet das, das nunmehr alles durch das Ich passiert und irgendwie alles, was Nicht-Ich ist, ein Problem darstellt.
„Du liebst mich?“ – „Ja.“ – „Tust du?“ – „Ja.“ – „Wirklich?“ – „Ja.“ – „Sag es.“ – „Was?“ – „Dass du mich liebst.“ – „Hab ich doch.“ – „Nein.“ – „Natürlich habe ich.“ – „Nein! Hast du nicht, ich habe dich gefragt und du hast ja gesagt. Aber du hast es nicht gesagt.“

Wir passieren das 21. Jh. Quasi. Wir sind noch am Anfang. Viele Dinge passieren – quasi zeitgleich – passieren Flüchtige Grenzen und andere grenzen sich ab mit man wird ja wohl noch – passieren dürfen. Man wird ja wohl noch passieren … entschuldigen Sie mal, aber haben Ihre Augen da gerade ungebührlich meinen Arsch passiert? Oder Ihre Worte – haben Ihre Worte gerade ungebührlich diese, meine Grenze passiert? Ich kenne deine Grenze nicht. Die Grenze zwischen Menschen ist das Mensch-sein. Manche Menschen sind nur in Worten greifbar. Langes Schweigen.

Komm, ich nehme dich an die Hand meiner Grenze. Heimat z.B. ist ein seltsamer Ort, eine seltsame Form der Grenze im Verortungsystem des eigenen Selbst. Meine Eltern haben keine Heimat. In Deutschland waren sie die Juden, in Rumänien die Deutschen, in Israel die Rumänen. In Berlin bin ich die aus Süddeutschland und in Süddeutschland, die die jetzt in Berlin wohnt.

Da ist eine Kluft dazwischen. Da ist eine Lücke – dort. Dort, wo wir uns begegnen. Dort, wo ich ende und du beginnst. Da ist immer ein: Woher kommst du. Wohin gehst du. Da ist immer ein Passieren. Ich passiere in deinem Mund. Das Wesen der Dinge ist ihr Passieren. Grenzen z.B. – Grenzen sind Grenzen weil wir sie passieren. Weil wir sie passieren lassen. Und wenn da Nähe war, dann war es immer zu nah, so dass man es nicht aushalten konnte.
Zurück zum Ich:

„Nichts von dem, was du sagst in meiner Abwesenheit, wenn du sprichst im Schlaf, ergibt einen Sinn – und das macht mir Angst. Und vor allem: Ich komme nicht vor, ich komme nie vor in dieser Abwesenheit, in diesem, in diesem Leben ohne mich, komplett – etwas anderes, etwas, das du bist ohne mich, was ist das? Was lebst du da? Was lebst du ohne mich? Was passiert ohne mich?“

Nachts bin ich immer so unglaublich allein. Nachts im Traum bin ich immer so unglaublich allein. Und es ist nur wahr, es ist nur passiert, wenn du ein Foto davon postest.

Also es muss doch etwas passieren. Dinge – Dinge passieren. Grenzen. Grenzen passieren. Menschen. Menschen passieren. Orte. Orte passieren.

Ich aktualisiere. Ich poste ein Foto davon, wie ich aktualisiere. Ich poste ein Foto davon, wie ich passiere.

Und wenn du andere hast – wenn du andere passierst – denkst du dabei an mich. Zumindest ab und zu.

„Dir geht es gut mit mir?“ – „Ja!“ – „Alles ist so, wie es sein sollte?“ – „Was? Ja …“ – „Ich mache mir Sorgen um dich.“ – „Ich bin glücklich.“ – „Das glaube ich nicht.“ – „Hör auf, lass mich.“

Ich aktualisiere. Ich aktualisiere. Was passiert da eigentlich? In der Welt? Und wo? Ich meine, wenn ich kein Foto davon machen kann, ist es dann passiert? Und du, wenn du kein Foto davon machen kannst, ist es dann passiert?

„Es ist so still.“ – „Was?“ – „Ist es bei dir auch so still?“ – „Ob es bei … was?“ – „Ob es bei dir auch so still ist, bei dir da drüben.“ – „Da drüben?“ – „Da wo du bist, da…“ – „Ich bin doch ganz nah bei dir.“ – „Nein!“ – „Was?“ – „Nein, das bist du eben nicht.“

Sag mir, was du willst. Lange Stille.

Ich denke an Herrndorf und zitiere:

„Die Libelle, die ich gestern am Terrassenfenster sah und der ich den Weg ins Freie mehrfach gewiesen hatte, bis sie für mich nicht mehr zu finden war. Jetzt liegt sie auf den Fliesen. Ich beobachte das Wunderwerk auf dem Boden. Es liegt in den letzten Zügen. Nur ein Beinchen zuckt noch. Oder auch nicht. Ich trage das Insekt vorsichtig in eine windgeschützte Ecke der Terrasse. Ich platziere einen winzigen Wassertropfen nah an seinen Mund und beobachte lange die vielleicht nur noch vom Wind bewegten Arme. Sie ist tot. Ich schiebe den Leichnam in eine Streichholzschachtel. Mit C. Bestatte ich die Libelle am Ufer.“

Ich passiere. Kennt ihr ihn noch den Passierschein A38? Sinnbild aller Transfersituationen. Ich häng halt nicht die ganze Zeit vor Google Analytics rum und aktualisiere – das tue ich nicht. Mir ist das egal. Ich stelle mir gerade vor, wir bräuchten für jedes zwischenmenschliche Arrangement einen Passierschein A38 – so ein Papier, eine Urkunde, ein bürokratisches Dokument, das unser Dasein legitimiert – unser Dasein und unser Handeln, in jeder Situation – das unsere gegenseitigen Transfers legitimiert – unser jeweiliges und gegenseitiges Passieren. Paare und Passanten, während ich im Café sitze und meinen Bildschirm aktualisiere.

Ich bin passiert in Heidelberg – sechs Jahre lang Philosophiestudium im Elfenbeinturm am Neckar mit Blick zwischen die Berge. So schön. Mein Lieblingsplatz in Heidelberg ist der Marsiliusplatz – es ist ein vollkommen bedeutungsloser Ort – er liegt zwischen Neuer Uni, Philosophischen Seminar und Musikwissenschaftlichem Seminar und eigentlich ist es nur ein Parkplatz – und jedes Mal wenn ich diesen Platz überquere, schaue ich hoch auf den Turm der Jesuitenkirche aber an den Türmen der Jesuitenkirchen hängen keine Uhren. Und manchmal habe ich mich auf die Stufen gesetzt, auf die Stufen hin zum Platz und habe die Passanten beobachtet, wie sie sich über den kleinen Platz bewegen – ein Platz, der nichts anderes ist als Transfer. Ein ganzer Platz nur als Bewegtes. Ein ganzer Platz nur als Passierendes.

Ich passiere, wenn du schweigst, wenn du weg schaust, wenn du gehst, wenn du passierst. Zeit. Zeit und Raum. Das Passieren der Dinge ist nicht ohne das Werden der Dinge denkbar. Und im Werden gibt es keinen Weg zurück. Das eigentliche Problem ist also weniger der Raum, als die Zeit. Oder vielleicht ist es ganz einfach – vielleicht sind sie beide – also Raum und Zeit – vielleicht sind sie Romeo und Julia, nicht gestorben in der Kapelle sondern Hand in Hand auf den Sonnenuntergang zuschreitend.

Denke ich also an Orbanität, denke ich an eine relativ offene Kategorie für diverse Verortungsphänomene. Ich denke an abstrakte Umlaufbahnen, an Strukturen, die mich verorten. Ich denke daran, mich zu aktualisieren. Ich denke daran, zu passieren. Hier. Jetzt. Mit Glitzer im Gesicht. Im Licht. Es sind Orte, die passieren. Orte die im Passieren sind – Orte als Geschehen. Sie sind – etwas ist – eine Entität, ein Zustand der eine ähnliche Qualität hat, wie ein Ort aber dessen Eigenschaft mitunter darin besteht, zu passieren – wobei eigentlich jeder Ort im Passieren ist. Genau diese Bühne z.B. kann nur eine Bühne sein, weil ich auf ihr passiere. Der Alex kann nur der Alex sein, weil tagtäglich hunderte von Menschen ihn passieren usw.

Traumwelten, Phantasie, Schreibräume, das Internet – all das sind Orte, deren Verortbarkeit im Akt des Passierens liegen – im passierenden Ich. Im: Ich passiere.

Orbanität/Abszess: Wegmarken

…sondern Dasein ist ursprünglich.

Ich sage immer: Ja, du kannst mit mir über alles sprechen. Aber eigentlich will ich nichts hören, was nicht meine Stimme ist. Und meine Stimme ist dunkel und monoton. Ich sage: Ja, du kannst mir alles sagen. Aber eigentlich will ich nichts hören, was nicht Ich bin. Und ich bin. Und ich bin – dein Mund. Du sagt, er ist schön, er ist voll – so voller Worte und ich sage, er ist zum Küssen da, nicht zum Sprechen – und ich verbiete dir deinen Kussmund, ich verbiete dir jedes Wort darin, was nicht Ich bin. Und ich bin. Und ich bin – deine Worte. Deine Worte sind so langgezogen und so langweilig, wenn sie nicht Ich sind. Deine Worte, deine Worte sind so zäh, wie das Sperma, das ich schlucken soll, wenn ich mich hingebe – so zäh und ohne Geschmack. So zäh und ohne Ziel, wenn es nicht Ich bin.

Du sagst immer: Ja, du kannst mit mir über alles sprechen. Aber eigentlich willst du nichts hören, was nicht deine Stimme ist. Und deine Stimme ist irgendwie und monoton. Du sagst: Ja, du kannst mir alles sagen. Aber eigentlich willst du nichts hören, was nicht du bist. Und du bist. Und du bist – mein Mund. Ich sage, er ist schön, er ist voll – so voller Worte und du sagst, er ist zum Küssen da, nicht zum Sprechen – und du verbietest mir meinen Kussmund, du verbietest mir jedes Wort darin, was nicht du bist. Und du bist. Und du bist – meine Worte. Meine Worte sind so langgezogen und so langweilig, wenn sie nicht du sind. Meine Worte, meine Worte sind so zäh, wie das Sperma, das du schlucken sollst, wenn du dich hingibst – so zäh und ohne Geschmack. So zäh und ohne Ziel, wenn es nicht du bist.

Du sagst: Wie verschlossen und verschossen wir in unsere Ichs sind. Du sagst, es sei nicht notwendig. Ich zucke mit der Schulter und denke: Hier und jetzt – mach es anders.

…sondern Dasein ist ursprünglich.

Abschiedsbrief 24.04.2015

Ich fühle nicht. Du sagst „Überleg dir mal, was du eigentlich sagst, schreibst, veröffentlichst und es eventuell verletzt, während du mein Nicht-Antworten etc. zur absoluten Grausamkeit stilisierst.“ Ich denke: Fick dich, du Arschloch – sag mir nicht, was ich fühlen oder denken soll – ich fühle nicht. Sag mir doch einfach, dass es dich verletzt. Sag mir, dass du etwas fühlst. Sag mir, wie es ist, etwas zu fühlen – nur das kleine Bisschen, das kleine Bisschen, das keine Wut ist. Sag mir, wer ich bin. Wer ich sein könnte, wäre da etwas in mir – etwas das ist. Sag mir etwas. Ein Satz. Sag mir, dass du mich liebst. Oder dass du mich hasst. Gib mir ein Gefühl.

Aber da ist nichts. Das ist trocken. Das ist trockenes Brot herunterwürgen. Das ist Schorf kratzen, weil ich es einfach nicht lassen kann. Weil ich nicht damit aufhören kann. Weil ich mir jedes bisschen Fläche aufkratzen muss – weil ich das Blut spüren sehen muss. Ich fühle nichts.

Du sagst: Wie verschlossen und verschossen wir in unsere Ichs sind. Du sagst, es sei nicht notwendig. Aber es ist. Es ist, es ist, es ist, es ist, es ist – es ist. Verstehst du das nicht? Es ist. Sag mir, dass du mich liebst. Oder mich hasst. Sag mir ein Gefühl. Sag mir, dass es alles aufhört, wenn wir uns lieben – sag mir, ich bin erlöst.

Ich fühle nicht. Und ich dachte, du würdest mich besser kennen und verstehen, sagst du. Naja, und ich dachte, du wärest besser zu mir, sage ich. Ich sage. Du sagst. Aber ich, ich fühle mich. Ich fühle mich – nur in diesem Moment, wenn ich nicht fühle.

Was bist du nach dem Tod?

Dann bin ich Blumenerde.

Abschiedsbrief 24.04.2015