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Der Nachbar schaut hoch, ich schaue runter, er schaut weg. Es ist Liebe. Ich stehe am Bahnhof oder im Regen oder auf einer Brücke oder an einem anderen Ort, der veranschaulichen soll, dass sich in meinem Leben oder in mir etwas verändert oder verändert hat – ich stehe also in einer Metapher. Warum ist das Schlafzimmer so kalt? „Sagst du es mir, wenn du dich verliebst?“ – „Ja, okay. Wobei das jetzt gefühlsmäßig furchtbar weit weg ist.“ – „Was?“ – „Das Sich-Verlieben.“ – „Ja, bei mir auch.“ Das finden wir dann beide traurig. „Sag mir noch, dass du mich brauchst.“ Aber das kann ich nicht. Ich stehe auf diesen Moment davor. Wenn jede Berührung absichtlicher Zufall ist. Ich mein: Willst du noch mit hoch kommen und dir meinen Schaukelstuhl anschauen. Ich mein: Willst du noch mit hoch kommen? Also ich hatte nicht damit gerechnet, dass du eine Geschichte mitbringst – und mir vorliest, als hätten wir uns schon immer gekannt. Ich stehe auf den Moment davor. Nirgends, Geliebte, wird Welt sein, als innen. Ich stelle mir vor, ich habe ihm nachgeschaut – wie er die Straße runter geht. In Wahrheit habe ich kurz nach unserem Abschied eine Zigarette angezündet und auf mein Handy geschaut. Aber ich komme mir bedeutend vor, wenn ich mir vorstelle, ich habe ihm nachgeschaut. Ihm hinterher schauen – wie im Film mit leicht sehnsüchtigem Blick. In Wahrheit tut das niemand. Das ist nur eine Vorstellung von der Welt – wie es sein sollte. Siehe, wir lieben nicht.
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Beziehungsstatus – veröffentlicht auf 54Stories.de und Mit Vergnügen Hamburg.