FOLGEN

[…] Irgendwann laufen wir ja doch auf die Straße. Irgendwann sagt er ja doch, willst du etwas frühstücken und meint eigentlich, dass er etwas essen muss, dass er aufstehen muss, dass sein Leben weitergeht und ich folge ihm, stelle mich mit ihm unter die Dusche, obgleich ich keine frische Unterwäsche dabei habe, sowieso den Slip von gestern Nacht tragen muss, was bringt es dann, mich von seinem Geruch zu befreien, wie Sprenkel einer saftigen Orange liegt er glitzernd auf meinem Körper, warum soll ich ihn abwaschen, anstatt ihn noch eine Weile mit mir durch die Stadt zu tragen, als kleine Trophäe nach Hause zu tragen. Also stehen wir gemeinsam unter der Dusche und kämpfen um einen Platz unter dem schmalen Strahl warmen Wassers. Um den Sommerregen gestern mussten wir nicht kämpfen. Der kam geradewegs laut donnernd auf uns nieder, versuchte immer wieder mit großer Kraft uns von der Straße zu drängen – ich hatte darauf bestanden, dass wir rausgehen, dass wir durch den Regen laufen, das war meine Bedingung für den Abend.[…]

FOLGEN, erschienen am 19.11.2018 bei SuKuLTur

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